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Bericht der Stuttgarter Zeitung zur Meisterschaft des SV Prag

Der SV Prag Stuttgart sichert sich mit fünf Punkten Vorsprung den Titel in der Stuttgarter Kreisliga B, Staffel 1. Kontinuität, guter Zusammenhalt und eine starke Defensive sind der Schlüssel zum Erfolg.

Stuttgart Ob es einen Zusammenhang zwischen seinen Kabinenansprachen und dem Erfolg der Mannschaft geben würde? „Durchaus denkbar“, sagt Frederik Bruder mit einem Augenzwinkern. Der Trainer des SV Prag Stuttgart studiert Allgemeine Rhetorik, versteht es also, die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt anzuwenden. Für viel wahrscheinlicher hält er jedoch die „gute Qualität des ganzen Teams“, sagt der 27-Jährige, die letztlich ausschlaggebend für den Gewinn der Meisterschaft in der Kreisliga, B, Staffel 1, mit fünf Punkten Vorsprung gewesen sei.

von Torsten Streib

Offensiv wurde das Thema Meisterschaft vor der Saison nicht angesprochen. Insgeheim liebäugelte der Coach, der seit zwei Jahren beim SV Prag tätig ist und zuvor die zweite Mannschaft der Sportvg Feuerbach anleitete, schon mit Platz eins. Grund: Seit vier, fünf Jahren spiele der Großteil der Truppe zusammen, sei dementsprechend eingespielt und überzeuge durch einen enormen Zusammenhalt, sagt Bruder. Zudem sei die Truppe sinnvoll ergänzt worden. Das bedeutete: „Vor der Runde hatten wir einen großen, qualitativen guten Kader zusammen, der auch auf Ausfälle von Leistungsträger problemlos reagieren konnte“, so Bruder. 30 Mann umfasste die Prager Belegschaft. Trotz der von Bruder angesprochenen Leistungsdichte im Team, war das Prunkstück aber eine Achse bestehend aus Torhüter Michael Brunner, Verteidiger und Kapitän Ortis Raiser, Spielgestalter Paul Kress – mit 21 Treffern auch bester interner Torschütze – sowie Hugo Stojcic im zentralen Mittelfeld. „Auf den gesamten Kader war während der Saison Verlass, auf diese Achse ganz besonders.“

Aber auch Co-Trainer Panagiotis Sintoukas, Spitzname „Taki“, spielte eine wichtige Rolle. Chefcoach Bruder weilte während der Rückrunde für knapp vier Monate zum Auslandsstudium in Marseille, sein Assistent führte das Team weiter auf dem Meisterpfad. Auf besagtem Pfad hieß der Hauptkonkurrent praktisch vom Start weg Stuttgarter Sportclub. Bereits am zweiten Spieltag wurde der SSC überzeugend mit 5:0 besiegt – die Tabellenführung hatten zur Halbzeit dennoch die Cannstatter mit einem Punkt Vorsprung inne. Doch diese patzten bereits zum Rückrundenstart, die Kicker von der Parlerstraße setzten wieder zum Überholmanöver an und grüßten von ganz oben. Auch nach dem 1:0-Rückspielsieg war der Meisterwimpel bei fünf Zählern Vorsprung zum Greifen nahe. Doch auch die Bruder-Truppe blieb nicht ohne Fehl und Tadel, verlor eine von insgesamt vier Partien am 20. Spieltag mit 0:4 gegen den TSV Plattenhardt – der Vorsprung betrug nur noch zwei Zähler. Beide Teams ließen im Anschluss immer wieder Federn, wobei der Fehltritt des SSC am 26. Spieltag mit 1:3 gegen den TSV Steinenbronn der finale und entscheidende war. Die Prager waren ab diesem Zeitpunkt wieder fünf Zähler vorne, ließen sich keine Punkte mehr klauen und feierten am vorletzten Spieltag durch einen 5:0-Erfolg bei Germania Degerloch II den Titel – und schnell wurden die Aufstiegs-T-Shirts ausgepackt. Aber keine gewöhnlichen, sondern Polo-Shirts in Weiß, „die man durchaus auch zum Ausgehen anziehen kann“, sagt Bruder.

Die Meisterschaft sei indes völlig verdient gewesen, so der Coach und verweist auf die nackten Zahlen. 102 Treffer waren zwar nicht Ligaspitze – der SSC (129) und Plattenhardt III (123) zielten noch genauer – doch der Schlüssel zum Erfolg lag letztlich in der Defensive. In den 28 Partien schlug der Ball nur 26 Mal im Prager Gehäuse ein, während die Konkurrenz fast doppelt so häufig den Ball aus dem Netz holen musste. „Wenn es mal nicht so lief, war auf unsere Abwehr stets Verlass. Da gestatteten wir nur selten ein Durchkommen.“

Die Defensive wird wohl auch in der Kreisliga A – die Prager spielen in der Staffel 1 – ein möglicher Schlüssel zum Klassenverbleib sein müssen. Denn anders als in der Saison 2013/14, als der SV Prag nach dem Aufstieg sofort wieder sang- und klanglos als Schlusslicht abgestiegen ist , ist man dieses Mal gekommen, um zu bleiben. Sicher gehe es eine Etage höher anders zu, sei das Spieltempo schneller, konstatiert Bruder, bange ist ihm aber nicht. „Das Team bleibt zusammen, ist noch jung, im Schnitt etwa um die 23 Jahre, und hat sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Deshalb gehen wir zuversichtlich in die Saison, zumal der ein oder andere Akteur noch dazukommt.“ Nicht mehr dabei ist indes Co-Trainer Sintoukas. Dieser sagt dem SV Prag nach 22 Jahren Tschüss Richtung FC Gerlingen.